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Bücherwelt
Ausgezeichnete Kinderliteratur

Jutta Bauer, Nikolaus Heidelbach, Andreas Steinhöfel
© Karen Seggelke © Max Groenert, © Dirk Steinhöfel

Jutta Bauer, Nikolaus Heidelbach und Andreas Steinhöfel sind für den Astrid Lindgren Memorial Award – kurz ALMA – 2021 nominiert

Seit 2002 gibt es diesen hochdotierten Preis (das Preisgeld beträgt ca. 480.000 Euro), der auch der Nobelpreis der Kinder- und Jugendliteratur genannt wird. Von den deutschen Kinderbuchillustrator*innen hatte bisher nur Wolf Erlbruch 2017 die Ehre, ausgezeichnet zu werden. In diesem Jahr gehen für Deutschland noch weitere Nominierte ins Rennen. Darunter auch zwei Institutionen – die Internationale Jugendbibliothek in München und die Labor Ateliergemeinschaft in Frankfurt. Am 30. März 2021 ist es endlich soweit. Die Bekanntgabe kann wie immer um 13 Uhr weltweit per Livestream mitverfolgt werden. Schon der Blick auf die alljährliche Nominierungsliste, diesmal sind es 263 Kreative, ist beeindruckend.

https://alma.se/nominering/tillkannagivande/
 

Jutta Bauer, Nikolaus Heidelbach, Andreas Steinhöfel Jutta Bauer, Nikolaus Heidelbach, Andreas Steinhöfel

Andreas Steinhöfel hat für sein neuestes Werk „Rico, Oskar und das Mistverständnis“ gerade den Jahres-LUCHS der Wochenzeitung DIE ZEIT verliehen bekommen. Über mangelnde Anerkennung seines Werkes kann sich der 59-jährige Autor und Übersetzer nicht beklagen. Seit seinen literarischen Anfängen mit „Dirk und ich“ oder „Paul Vier und die Schröders“ ist er einer der wichtigsten deutschsprachigen Autoren für Kinder und Jugendliche. Beliebt als Schullektüre, erfolgreich als Hörbuch – Steinhöfel liest seine Werke gerne selbst ein – und auch im Filmgeschäft seit den „Rico und Oskar“- Filmen eine feste Größe. Nach etlichen Jahren in Berlin lebt er inzwischen wieder in seiner hessischen Heimatstadt und hat nach mehr als zwölf Jahren mit seinen Bänden rund um Rico und Oskar nun andere Pläne. Zur ehrenvollen Nominierung sagt er: „Astrid Lindgren hat eine wunderbare Gabe gehabt, sich als Erwachsene immer noch an kindliches Denken und Fühlen erinnern zu können. Ein gutes Kinderbuch versichert seinen Lesern mal lachend, mal tröstend: Du bist nicht allein! Sich selber und sein Werk in diese Tradition einreihen zu dürfen, ist Literaturpreis genug, auch dann, wenn man selber zuletzt nicht ganz oben auf dem Siegertreppchen steht.“

Auch Jutta Bauer ist schon vielfach ausgezeichnet worden. So ging etwa der Sonderpreis für das Gesamtwerk des Deutschen Jugendliteraturpreises 2009 an sie. Die Hamburgerin ist seit mehr als 40 Jahren als Künstlerin tätig und schon seit Längerem Teil der Ateliergemeinschaft im Goldbekhof/Winterhude. Anfangs war sie vor allem als Cartoonistin bei der Frauenzeitschrift BRIGITTE bekannt, später dann als herausragende Autorin und Illustratorin im Kinderbuch. Gemeinsam mit der Autorin Kirsten Boie hat sie den „Juli-Geschichten“ ein unverwechselbares Gesicht gegeben und gerade im letzten Jahr erschien „Fanny ist die Beste“, eine Geschichte für Grundschulkinder. Auch im Pappbilderbuch hat sie mit Bärenkind Emma eine beliebte Figur geschaffen. Ihre Werke wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt, und ihr feinfühliger, leichter Strich verleiht all ihren Charakteren Herz und Lebendigkeit. 2020 stand sie bereits auf der begehrten ALMA-Nominierungsliste und hat dieses Ereignis natürlich auch in ihren gezeichneten "Diaries" festgehalten. „Es war immer so wunderbar und aufregend auf der Internationalen Kinderbuchmesse in Bologna, wo man mit einem Sektglas in der Hand dem Gewinner sofort um den Hals fallen konnte“, so Bauer. Von dem Preisgeld würde sie entweder gerne eine Hamburger Villa kaufen, um ihren Traum eines Illustratorinnen-Altenheims zu verwirklichen, oder den finanziellen Grundstein für ein Illustrationsarchiv in Hamburg legen.
 

Jutta Bauer © Jutta Bauer

​​​​​​​ Nikolaus Heidelbach lebt in Köln und arbeitet dort ebenfalls seit vielen Jahren – meist an mehreren Projekten gleichzeitig – in seinem Atelier mitten in der Stadt. Seine Werke sind auch wiederholt in Museen zu sehen gewesen. Anlässlich der Ausstellung „Alphabet mit Zeichnern“ 2008 in seiner Heimatstadt antwortete er auf die Frage des Kurators Thomas Linden, ob Kinder ein Bild anders sehen als Erwachsene: „Ich glaube, wir hoffen alle, dass es so ist und dass Kinder einen unvoreingenommeneren Blick haben. Jedenfalls trauen sie Bildern mehr zu. Wir sollten uns anstrengen, dieses Vertrauen nicht durch zu schwache Bilder zu enttäuschen.“ In einem Künstlerhaushalt aufgewachsen – sein Vater war der Kölner Realist Karl Heidelbach – hat Nikolaus Heidelbach zunächst Germanistik studiert. Als Maler ist er Autodidakt und ein stets exzellenter Beobachter und ausdrucksstarker Illustrator, der vom Verleger Joachim Gelberg für das Kinderbuch entdeckt wurde. Berühmt sind seine opulent illustrierten Märchensammlungen von Hans Christian Andersen oder den Brüdern Grimm sowie seine Bilderbücher, die auch negative Gefühle nicht ausklammern und oft provokant, skurril und sehr komplex gestaltet sind. Eine große, künstlerische Kraft geht dabei von all seinen Werken aus.

Allen drei Künstler*innen hat die zeitgenössische deutschsprachige Kinderliteratur Großartiges zu verdanken und allen dreien drücken wir für die diesjährige Preisverleihung des Astrid Lindgren Memorial Award die Daumen!

Antje Ehmann arbeitet als freie Journalistin, Jurorin und Referentin im Bereich Kinder- und Jugendliteratur.