Finn-Ole HeinrichDita ZipfelHalina Kirschner
Trecker kommt mit
- mairisch
- Hamburg 2017
- ISBN 978-3-938539-48-4
- 32 Seiten
- 3 ab 4 Jahren
- Verlagskontakt
Die tausend Leben eines Treckers. Hymne auf eine landwirtschaftliche Zugmaschine und ihren kleinen Fürsprecher
Der Sohn: „Packen-kacken, sage ich, ich hab längst gepackt. Genau eine Sache: Trecker. Weil ohne Trecker macht das alles keinen Sinn. TRECKER KOMMT MIT! Oder ich bleibe.“ - Das sitzt. Alles scheint bereits in Sack und Pack. Nur der Knirps sitzt da. Arme fest vor dem Bauch verschränkt. Karton überm Kopf. Umgeben von aufgeklappten Schachteln, herumliegenden Spielsachen und herumfliegenden Gedanken. Aber eins ist klar: Nicht ohne den Trecker.
Wer selbst einmal Kleinkind war (und das sollen ja die meisten gewesen sein) oder je die Leidenschaften der eigenen Kinder oder Enkelkinder im Vorschulalter erlebt hat, der weiß um die Faszination, die dieses Gefährt gerade bei Jungmännern auslöst. Zu den ersten Worten nach „Mama“, „Papa“, „A-a“, „Auto“ und „brumm-brumm“ dürfte „Trecker“ gehören. Wenn dann die Erdhügel und Sandhaufen in der Nachbarschaft tatsächlich erobert, beackert, bebaggert und umgeschichtet werden, braucht es – bevor der Kipplaster in Aktion tritt – den Traktor, mit einer großen Baggerschaufel vorne dran. Gehört zur Grundausstattung erfolgreicher Lebensführung. Im Lauf der Kinderjahre kommen ungezählte Treckeraufgaben hinzu. Und wenn dann noch eine echte Zugmaschine nebenan in der Scheune steht – das Himmelreich!
Das ist die privilegierte Ausgangssituation des kleinen störrischen Helden im Buch: ein ECHTER Trecker in der Scheune. Und tausend gelebte Möglichkeiten. Schnellfahren. Einfach Rumstehen. Angucken. In den Wald tuckern. Grube für See ausheben. Tunnel durch Berg graben. „Aber in der Stadt?“, gibt Papa zu bedenken. Söhnchen: „Und da sage ich: Was ist das bitte für ein Ort, an dem kein Platz für Trecker ist? Was soll das sein? … TRECKER KOMMT MIT!“
Der Treckerpilot, von dem man auf den Bildern höchstens die Haarschopf und die Nasenspitze sieht, wenn er im Cockpit sitzt, wird auf der Stelle zum passionierten Gebrauchslyriker: „Dübel über Felder, krach durchs Gebälk, rotz Ruß und rumpel röhrend durch die dicksten Wälder.“ Dann beginnt er mit einer ebenso lyrischen Hymne auf den Trecker in der Stadt, dass es eine wahre Freude ist, seine, ihm von Heinrich & Zipfel sorgsam in den Mund gelegten Worte selbst zu wiederholen.
Die Sache ist glasklar. Die Botschaft auch: Nichts geht über die Hartnäckigkeit eines kleinen Treckerfahrers. Und das seit Generationen. Nichts geht über ein buntes, vielfältiges Leben am Land. Mit Kuh und Gans und - Trecker. Und wenn schon Stadt, dann nur mit (siehe oben). Aber weder Sache noch Botschaft sind das bedeutendste Merkmal dieses Bilderbuches. Nein. Herausragend ist die einzigartige Allianz aus wilder Wortpoesie, schwungvollem Satzrhythmus und einer auf den Punkt gebrachten, entschiedenen Bildsprache. Frech und fröhlich und widerspenstig und aus dem Leben gegriffen, selbst wenn der Ausgang der kommunikativen Interaktion offen bleibt.

Von Siggi Seuß
Siggi Seuß, freier Journalist, Hörfunkautor und Übersetzer, schreibt seit vielen Jahren Kinder- und Jugendbuchkritiken.
Inhaltsangabe des Verlags
Hä? Wieso soll bei unserem Umzug vom Land in die Stadt der Trecker nicht mitkommen dürfen? Es ist ja schlimm genug, dass man umziehen muss, und dann auch noch in die Stadt! Jedenfalls: Der Trecker muss natürlich mit. Es gibt nämlich jede Menge extrem gute Gründe, warum ein Trecker auch in der Stadt lebensnotwendig ist. Zum Beispiel beim Einkaufen, da ist er super praktisch, wenn man mal richtig viel kaufen muss. Oder wenn mal Stau ist, da kann man sich problemlos Platz machen, anstatt blöd hinter allen anderen Autos warten zu müssen. Ich sage: Trecker kommt mit!
Finn-Ole Heinrich, vielfach preisgekrönter Autor, hat nach seinen erfolgreichen Titeln Frerk, du Zwerg und der Trilogie Die erstaunlichen Abenteuer der Maulina Schmitt jetzt erstmals zusammen mit Dita Zipfel ein Kinderbuch für ganz kleine Kinder geschrieben – wie immer anarchisch, wild, unerschrocken und mutig. Und auch als erwachsener Stadtbewohner fragt man sich, wie man eigentlich bisher ohne Trecker klar gekommen ist.
Für diese Geschichte hat die Leipziger Illustratorin Halina Kirschner mit ihrer Siebdruckoptik und ihren leuchtenden Farben starke Bilder gefunden.
(Text: mairisch)