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Buchbesprechung

Schwalben, das Meer, eine Nebelkrähe, Pusteblumen, Pfützen und ein Gartenzwerg: An sich nicht gerade gesprächige Wesen sind es, an die sich Susi und ihr heimwehgeplagter roter Luftballon Puck wenden, um den Weg zum Mond zu erfragen. Dort nämlich ist die eigentliche Heimat aller Luftballons, nur dort sind sie wirklich frei und glücklich.

Susi und Puck können sich jedoch keineswegs vorstellen, sich deswegen voneinander zu trennen, und so machen sie sich gemeinsam auf die Suche nach dem Weg zum Mond. Auf ihre Frage, wie sie denn dort am besten hinkommen, erhalten sie sehr viele Antworten und diese sind ebenso verschieden wie die Wesen, die ihnen den jeweiligen Rat erteilen: die Schwalben raten ihnen, zu warten, bis der Mond aus dem Meer steigt, und dann ganz schnell dorthin zu schwimmen, wo er am Horizont erscheint. Als sie aber am Strand stehen, kommen die Wellen nur kurz zu ihnen und ziehen sich gleich wieder zurück, so dass die beiden Freunde ihren Plan nicht verwirklichen können.

Sie ziehen weiter, aber weder die Pfütze, noch die Krähe kann ihnen die Auskunft geben, die sie brauchen. Erst der Gartenzwerg, seines Zeichens Boss im Tannenbaumkindergarten schickt sie zum „leichten Volk“, wo sie schließlich zum weisen König der Pusteblumen gelangen. Als der sie mit dem Versprechen, dort würde jemand auf sie warten, wieder nach Hause schickt, sind Susi und Puck nach der langen Reise doch ziemlich enttäuscht. Mutlos machen sie sich auf den Heimweg – da bemerken sie zum ersten Mal, dass der Mond sie begleitet, wohin sie auch gehen! Diese Entdeckung ist für Susi so tröstlich, dass sie ihren geliebten Ballon nun fliegen lassen kann, weil sie ja nicht mehr fürchten muss, ihn dadurch ganz zu verlieren.

In einer ruhigen und unaufgeregten Weise erzählt Hanne Chen diese Geschichte von Freundschaft, Weisheit und Sehnsucht und von der Fähigkeit, loslassen zu können. Gerade in der kindlichen Fantasie spielt das Leben der Dinge oft eine wichtige Rolle, und so ist es besonders schön, dass so unterschiedliche „Ratgeber“ mit ganz verschiedenen Ideen zu Wort kommen. Der fantasievolle Umgang mit der Sprache regt zum Nachfragen an, und es könnte sein, dass auch Eltern über Wendungen wie die der Meereswellen: „Wir rollen bis an das lose Ende der Stille und wieder zurück…“ erst einmal nachdenken müssen. Hier wird alles möglich und das wird besonders den Kindern gefallen, die selbst Spaß daran haben, Geschichten zu erfinden!

Im Vergleich zu vielen anderen, im visuellen Sinne „lauten“ Bilderbüchern zeichnet sich das Buch von Hanne Chen und Marion Goedelt durch seine sensible und sehr ästhetische Gestaltung aus. Die Bilder wirken ebenso poetisch wie der Text, niemals aufdringlich und immer mit dem Mut, auch andere Sichtweisen als die gewohnte zuzulassen. Marion Goedelt bevorzugt hier Pastellfarben und setzt ganz unterschiedliche Techniken ein. Sie kombiniert Collagen mit transparent wirkenden Aquarellgrundierungen und strukturiert diese mit Federzeichnungen und akzentuierenden, kräftigen Farbtupfern.

Dieses Buch verzichtet in Text und Gestaltung ganz bewusst auf alles Plakative und zeigt damit Mut zur Poesie!
 
Buchcover Der Mondkönig

Von Heike Friesel