Ernst Peter Fischer Die Verzauberung der Welt – Eine andere Geschichte der Naturwissenschaften
- Siedler Verlag
- München 2014
- ISBN 978-3-88680-981-3
- 336 Seiten
- Verlagskontakt
Ernst Peter Fischer
Die Verzauberung der Welt
Mit Förderung von Litrix.de auf Arabisch erschienen.
Die Rückkehr der Geheimnisse
Diese etwas andere Sicht auf Rolle und Status der Naturwissenschaft ist im Buchtitel zum Programm geworden. Er formuliert die Antithese zu dem bekannten, von Max Weber einst wirkmächtig eingesetzten, von Horkheimer und Adorno in die "Dialektik der Aufklärung" aufgenommenen Begriff "Entzauberung der Welt", der nach populärem Verständnis besagt, dass Wissenschaft und wissenschaftlich orientierte Technik in der Neuzeit durch konsequente Anwendung eines Schemas der "Berechenbarkeit" die Natur und die Lebenswelt des Menschen sämtlicher Geheimnisse beraubt, sie rationalisiert und restlos erklärbar gemacht hätten.
Das aber ist, wie Ernst Peter Fischer auf sehr lebendige und anschauliche Weise darlegt, nicht nur ein Irrtum, sondern geradezu eine "groteske Idee". Diese wiederum engt das Denken ein, verleitet sie doch entweder zu unangemessener Wissenschaftsskepsis oder zu überzogener Wissenschaftsgläubigkeit. Dem will der Autor eine "andere Geschichte der Naturwissenschaften" entgegensetzen, die nicht Glauben und Wissen gegeneinander ausspielt, sondern zeigt, dass jede wissenschaftliche Erkenntnis neue, komplexere Fragen nach sich zieht und dass die nach heutigen Maßstäben avanciertesten Welterklärungsmodelle die Mysterien des Kosmos nicht aufdecken und zerstören, sondern vertiefen. Als eines von vielen Beispielen dient ihm das Gesetz der Gravitation, durch dessen Entdeckung das Rätsel des Fallens nur scheinbar gelöst, in Wahrheit jedoch "auf das tiefer liegende Geheimnis der Schwerkraft zurückgeführt" wurde. Das Geheimnisvolle aber ist laut Albert Einstein, auf den der Autor sich gleich zu Beginn beruft, "das Grundgefühl, das an der Wiege von wahrer Wissenschaft und Kunst steht".
In durchaus polemischer Absicht kritisiert Fischer jene Lehrmethoden in Schule und Universität, die darauf abzielen, uns dieses Grundgefühls zu berauben und uns das Wundern auszutreiben. Wissenschaft und Kunst, respektive Natur- und Geisteswissenschaften, die sich seit Einsteins Zeiten immer weiter voneinander entfernt haben, möchte er wieder versöhnen, indem er an ihre gemeinsamen Wurzeln in der Epoche der Romantik erinnert. Theorien betrachtet er als kreative Erfindungen, und Forscher sind für ihn Erzähler, deren Weltdeutung im besten Fall an Poesie grenzt. Sein Plädoyer für Staunen und Neugier, das ganz nebenbei das dualistische Weltbild des Abendlandes relativiert, ist denn auch keine trockene Abhandlung, sondern ein eher unsystematischer, von Leidenschaft getragener Essay voller Überraschungen und Anekdoten, leicht lesbar und in jedem kulturellen Kontext vollkommen zeitgemäß

Von Kristina Maidt-Zinke
Kristina Maidt-Zinke ist Literatur- und Musikkritikerin der Süddeutschen Zeitung und rezensiert für Die Zeit.
Inhaltsangabe des Verlags
Higgs, Hubble und der liebe Gott. Eine Anleitung zum Staunen
Die meisten Menschen glauben, die Naturwissenschaft habe die Welt entzaubert, was berechnet werden könne, berge keinerlei Geheimnis mehr. Ganz im Gegenteil, schreibt Bestsellerautor und Wissenschaftspublizist Ernst Peter Fischer in seinem neuen Buch – erst durch unablässiges Forschen, durch stetes Nachfragen und unbändige Neugier, kurz: durch die genaue Kenntnis der Naturwissenschaften enthüllt sich uns das wahre Geheimnis der Welt.
Fischer, einer der renommiertesten Vermittler von populärer Wissenschaft, zeigt in seinem neuen Werk, dass wir uns die Neugier und das Staunen bewahren müssen, um »das Gefühl für das Geheimnisvolle«, wie Einstein es nannte, wiederzuerlangen. Denn für die großen Fragen und Phänomene der Wissenschaft – Was ist Schwerkraft? Was ist Licht? Was ist Zeit? – gibt es keine einfache Erklärung, keine alleingültige Antwort, sondern eine Geschichte, die sich ständig erneuert, und ein »tiefes Geheimnis«, das es zu entdecken gilt. Nur durch das Vordringen zu diesem Geheimnis erfahren wir den Zauber der Welt.
Ernst Peter Fischer entwickelt diese Kerngedanken am Beispiel der großen Wissenschaftler und ihrer »Entdeckungen« vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart, und schreibt auf diese Weise eine gänzlich »andere Geschichte der Naturwissenschaften«. Ein aufregender Streifzug durch die moderne Wissenschaft – und eine Anleitung zum Staunen
(Text: Siedler Verlag)